Rückblicke 2016
Eine Übersicht unserer vergangenen Aktivitäten
Eine Übersicht unserer vergangenen Aktivitäten
Herzlichen Dank beiden Referenten für diese gelungene Veranstaltung!
Und hier wunschgemäß das Kuchenrezept der Kaffeepause zum Herunterladen.
Wie viele das Exkursionsangebot annehmen würden, die Landesausstellung „4000 Jahre Pfahlbauten“ in Bad Schussenried und darüber hinaus die reiche Denkmälerlandschaft Oberschwabens kennen zu lernen, war Anfang des Jahres nicht abzusehen. Wenn sich jedoch zwei archäologische Gesellschaften schwesterlich zusammentun, können sie auch Großes bewegen. Das Kalkül, dass zwei Vereine, die Freunde des smac e.V. und die AGiS einen Bus füllen können, ist schließlich aufgegangen. Zudem konnten auch mehrere Nichtmitglieder für die mehrtägige Veranstaltung gewonnen werden. Noch nie in der fünfjährigen Bestehenszeit der AGiS führte eine Exkursion eine Gruppe von Vereinsmitgliedern so lange und so weit in eine Region außerhalb der Grenzen des Freistaates Sachsen.
Allein die Pfahlbauausstellung an den Standorten Bad Schussenried (Jungsteinzeit) und Bad Buchau (Bronze- und Eisenzeit) war die lange Anreise wert. Auch wenn viele schon den Archäologen an den Brunnen der Bandkeramik über die Schultern geschaut haben mögen, konnte sich der Faszination der vorzüglichen Erhaltungsbedingungen in den Moor- und Seeufersiedlungen keiner entziehen. Die Ausgrabungsführung im Olzreuter Ried durch Frau Probst-Böhme wird den Teilnehmern daher ebenso in lebhafter Erinnerung bleiben wie der Rundgang über den keltischen „Fürstsitz“ auf der Heuneburg mit der Leiterin des Freilichtmuseums Frau Hagmann bzw. Frau Stadler oder über die Alteburg bei Langenenslingen mit dem Grabungsleiter Herrn Hansen. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Wer die monumentalen Trockenmauern auf der Alteburg gesehen hatte, ging durch die Sonderausstellung „Die Alteburg – Das Rätsel der Steine. Aktuelle Forschungen im Umland der Heuneburg“ und das Heuneburgmuseum in Hundersingen mit anderen Augen. Auch die Großgrabhügel im Umfeld der Heuneburg wie den Hohmichele erscheinen nach den Forschungen der letzen Jahre in einem neuen Licht. Und täglich grüßte aus der Ferne der Bussen, der „heilige Berg Oberschwabens“, der seit der Jungsteinzeit besiedelt war. Jeder, der das über 700 m hohe Plateau erklommen hatte, wurde am Sonntagnachmittag mit einem weiten Ausblick auf die Landschaft belohnt, auch wenn sich die Alpen in Wolken hüllten. Eine vergleichbare Aussicht bot nur der Ulmer Münsterturm. Der Besuch des Stadtmuseums Ulm, dessen Leiter Kurt Wehrberger die bewegte Fund- und Deutungsgeschichte des berühmten „Löwenmenschen“ aus dem Lonetal eindrücklich schilderte, und ein archäologischer Stadtrundgang beschlossen die dreitägige Tour.
Allein das archäologische Besichtigungsprogramm wäre tagfüllend gewesen. Dennoch blieben die barocken Klöster und Kirchen, an denen Oberschwaben so reich ist, nicht auf der Strecke. Mussten die Zisterzienserinnen von Heiligkreuztal bis zur Säkularisierung in spätmittelalterlichen Mauern leben, erwartete die Besucher der Landesausstellung nicht nur eine romanische Basilika in spätbarockem Gewande, sondern auch ein Bibliothekssaal, dessen Ausstattung das große Panorama klösterlicher Wissenskultur im 18. Jahrhunderts zur Anschauung bringt. Dass ein prächtiger Neubau schon damals einem kirchlichen Würdenträger das Amt kosten konnte, erfuhren die Teilnehmer in der „schönsten Dorfkirche“ Oberschwabens. Weil sich die Baukosten für die von Dominikus Zimmermann entworfene Wallfahrtskirche vervielfacht hatten, musste der Schussenrieder Abt Ströbele zurücktreten. Als auf der Rückfahrt der ganze Bus das Volkslied „Auf der schwäb’schen Eisenbahne“ anstimmte, dürfte es auch den Organisatoren gedämmert haben, dass die Stimmung in den vergangenen drei Tagen nicht allzu schlecht gewesen sein kann und das Programm den Geschmack der Gruppe getroffen zu haben schien. Ein interessierteres und aufgeschlosseneres Publikum kann sich kein Exkursionsleiter wünschen. Die Oberschwabenreise ermutigt uns zur Fortsetzung in den nächsten Jahren.
Wir danken Mark Frost für die Bereitstellung seiner gelungenen Fotografien.
Am Samstag, dem 24.09.2016 hat die inzwischen siebte Radtour durch den Nordwestteil der Großenhainer Pflege stattgefunden. Zweiundvierzig Teilnehmer im Alter von 3 bis etwa 70 Jahren erlebten eine Tour d’Horizon von der späten Jungsteinzeit bis ins 18. Jahrhundert. Siedlungen und Grabfunde der Schnurkeramik, Bronze-, Eisen- und Römischen Kaiserzeit liegen in der Regel verborgen unter der Ackeroberfläche oder inmitten der Ortschaften unter heutiger Bebauung. Es ist nicht immer einfach, das Unsichtbare durch Informationstafeln sichtbar zu machen.
Viele Entdeckungen sind dem Riesaer Lehrer und Museumsleiter Alfred Mirtschin (1890-1962) zu verdanken, auf dessen Spuren die Radtour allenthalben führte. Immerhin vermittelte die gut erhaltene Turmhügelburg von Tiefenau einen authentischen Eindruck von den Ausmaßen und Erscheinungsbild dieser Denkmalgruppe. Selbst von Denkmälern der jüngeren Geschichte sind häufig kaum noch Spuren überliefert. Stünden zwischen Glaubitz und Merktsiedlitz nicht noch Sandsteinobelisken auf dem Feld, besäßen wir von den Ausmaßen des Zeithainer Lustlagers August des Starken aus dem Jahr 1730 nur eine sehr vage Vorstellung.
Mit großer Begeisterung ließen sich daher alle Teilnehmer von Heiner Sandig, Pfarrer und Landtagsabgeordneter im Ruhestand, durch die Schlosskirche von Tiefenau, ein Kleinod barocker Baukunst führen. Herrn Pfarrer Sandig gilt unser herzlicher Dank für seine Erläuterungen. Umso schmerzlicher ist der Verlust des Tiefenauer Schlosses, das 1948 gesprengt wurde.
Der „Sächsischen Zeitung“ war diese Radtour eine Besprechung wert!
Gummistiefel waren auf alle Fälle eine gute Wahl. Tief „Stefanie“ bescherte uns zugige Frische und eine Regenpause, aber was uns riesig gefreut hat: dass sich davon niemand abschrecken ließ. Menschen in allen Größen suchten mit uns gemeinsam das Ufer beidseitig der Augustusbrücke ab und trugen erstaunlich vielfältige Dinge zusammen – von der quietschgelben Luftmatratze bis zum Perlen-Ohrstecker war alles dabei.
Bei den Scherben dominierte deutlich Porzellan, gefolgt von Bunzlauer Keramik (die mit der gesunden Lehmglasur). Herr Böttger, dem es als Insasse der Jungfernbastei (nur wenige Meter von uns entfernt) gelang, die Rezeptur des Porzellans zu finden, hätte seine helle Freude gehabt! Das älteste Fundstück stammte von einem innenglasierten Keramiktopf jener Art, die vom 16. – 19. Jahrhundert in jede Küche gehörte.
Im nächsten Jahr gehts weiter – wir fahnden bereits nach einem geeigneten Platz. Wer einen ergiebigen Strand sichtet, möge uns ein Zeichen geben!
Die Elbe hat nicht nur Landschaftsgeschichte geschrieben, sie hat auch Biographien geprägt. Am eindrücklichsten beschreibt das die Inschrift auf dem Děčíner Hungerstein: „Wenn Du mich siehst, dann weine.“ Hier wird mit wenigen Worten zusammengefasst, welche Not Dürrezeiten für die Menschen früher bedeuteten. Auf sächsischem Territorium kennen wir z.B. die Hungersteine von Königstein und Pirna-Oberposta. Es handelt sich dabei um große Steine im Flussbett, die nur bei extremem Niedrigwasser sichtbar werden und in die man bei dieser Gelegenheit Jahreszahlen einritzte.
Den sinkenden Pegelstand Mitte September vor Augen, entstand die Idee, selber einmal „Geschichte zu schreiben“ (bzw. meißeln zu lassen) und damit auf diese meist verborgenen Denkmale aufmerksam zu machen. Am 16. September setzten die Männer vom Steinmetz-Betrieb Elmar Vogel den Meißel an und versahen einen fest im Flussbett sitzenden Basaltblock vor der Tolkewitzer Villa „Emmaus“ mit der Inschrift „Sept. 2016“. Am nächsten Morgen hatte der steigende Fluss unseren Stein bereits überdeckt. Nun warten wir gespannt, wann er sich das nächstemal zeigt.
Eine Gemeinschaftsaktion der Senckenberg-Gesellschaft Dresden (Abt. Petrographie), des Freundeskreises Trinitatis- und Johannisfriedhof, der Firma Vogel Steinmetz & Bildhauerwerkstätten GbR und der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen e.V..
Für den unentgeltlichen Einsatz der Firma Vogel möchten wir nochmals herzlich danken!
Wer unserem Hungerstein einen Besuch abstatten möchte, findet ihn unter folgenden Koordinaten:
UTM: 33U 0417144 E, 5655164 N oder Gauß-Krüger: R 5417247.769, H 5656978.380
Am 16. Juli, zwischen zwei Regentagen, trafen sich 14 Mitglieder der AGiS und Gäste bei Sonnenschein zunächst im Wermsdorfer Forst. Wolfgang Niemann, Vorsitzender der Friedrich-Gustav-Klemm-Gesellschaft, führte durch das Kulturlandschaftsmuseum, dem wohl einzigen Freilichtmuseum, das 352 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag geöffnet ist!
Die jungbronzezeitlichen Steinmale und Bestattungen, slawische Waldnutzung sowie die mittelalterliche Dorfwüstung Nennewitz beeindrucken immer wieder. In Schloss Hubertusburg stellte Dr. Thomas Westphalen die Wanderausstellung „Sachsens Geschichte unterm Acker – Landwirte schützen Denkmale“ vor. Ein Blick in die Schlosskapelle vermittelte einen Eindruck der ehemals prachtvollen Ausstattung des Schlosses.
Das „Wüste Schloss Osterland“ bestach nicht nur landschaftlich, sondern gab auch Gelegenheit, sich mit dem Beginn der höfischen Jagd im Mittelalter und ihre Auswirkungen auf die Landschaft zu beschäftigen. Mit dem Besuch der „Schwedenschanze“ in Oschatz endete die Exkursion.
Am 25. Juni führte uns Dipl.-phil. Volkmar Geupel durch ein kleines Gebiet im Osterzgebirge, welches im Zuge des Landesausbaus von Böhmen aus vom Adelsgeschlecht der Hrabišice erschlossen wurde. Neben „böhmischen Dörfern“ entstanden hier Burganlagen, die nach einigen Besitzwechseln ab dem 14. Jahrhundert dauerhaft an die Wettiner übergingen.
Ausgangspunkt unserer Reise war Burg Rechenberg, die sich im Schutze einer doppelten Wall-Graben-Anlage auf einer Anhöhe über der Freiberger Mulde erstreckt und die nach einem Brand im Jahr 1586 nicht wieder aufgebaut wurde. Gelegenheiten für systematische Grabungen ergaben sich nie; lediglich einige Keramikscherben aus dem 12./13. Jahrhundert sind überliefert. Die nächste Station, Schloss Purschenstein, wurde um 1200 ebenfalls durch die Hrabišice an einer Fernstraße angelegt. Die Ausdehnung der Kernburg lässt ihre einstige Bedeutung erahnen. Erfreulich ist, dass Teile des Burggrabens erhalten werden konnten und die Außenanlagen des heutigen Schlosshotels für Besucher zugänglich bleiben.
Die Einkehr auf dem Schwartenberg bot ein 360°-Panorama, welches uns einen hervorragenden Überblick über das Umland verschaffte. Staunen erregte die einstige Ausdehnung und Bedeutung der Stadt Sayda, deren Stadtwall noch heute im Gelände erkennbar ist. Das nach einem Brand nicht wieder aufgebaute Saydaer Quartier „Judenstadt“ lässt erahnen, dass sich hier eine Handelsmetropole im Entstehen befand, die sich jedoch nie ganz entfaltete. Eine Station mußte sturmbedingt leider ausfallen. Menschen kamen nicht zu Schaden, und auch das Paar, dessen Auto von einem herabfallenden Ast beschädigt wurde, trug sein Schicksal mit bewundernswerter Gelassenheit.
Ein herzlicher Dank an Familie Geupel, die diese schöne Exkursion perfekt vorbereitet hatte!
Auf der 9. archäologisch-heimatkundlichen Radtour durch die Lommatzscher Pflege am Samstag, 18.06.2016 erkundeten die ca. 40 Teilnehmer unter der Führung von Frank Ende, Dr. Michael Strobel und Dr. Thomas Westphalen das Käbschütztal zwischen Zöthain und Mauna, das Seilitzer Hochland sowie die Ketzerbachtal zwischen Zehren und Daubnitz.
Am Wegesrand lagen nicht nur Naturschutzgebiete, stattliche Bauernhöfe, Gräberfelder der Bronze- und Eisenzeit oder slawische und mittelalterliche Burgen wie die Zöthainer Schanze und der Dragoner Berg bei Schieritz, sondern auch zahlreiche Siedlungen der ältesten bäuerlichen Bevölkerung. Was in der Bandkeramik vor fast 8000 Jahren seinen Anfang nahm, kann in der Deutschen Saatveredlung Leutewitz heute auf modernstem Stand besichtigt werden: Die Züchtung standortangepasster Kulturpflanzen.
Bei einer Führung erfuhren die Teilnehmer alles Wissenswerte über die Geschichte des Betriebes und aktuelle Verfahren der Saat- und Pflanzenzucht. Dem Betriebsleiter, Herrn Thomas Haubold, möchten wir dafür herzlich danken. Genauso gilt unser Dank dem Schützenverein Krögis für die Bewirtung und den Eigentümern der historischen Wassermühle in Schieritz für ihre Hilfsbereitschaft.
Nur der spontan gewährte Einlass in den Maschinenraum bewahrte die Radler vor völliger Durchnässung durch einen Gewitterregen. Die nächste Radtour wird übrigens am 17. Juni 2017 stattfinden. In diesem Jahr feiert die Region das 500jährige Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung der „Lommatzscher Pflege“. Auch wir wollen unser zehnjähriges Radtour-Jubiläum gebührend würdigen.
Dem Förderverein für Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege e.V. sei für die freundliche Unterstützung auch in diesem Jahr herzlich gedankt.
(Bildnachweis: 1,2: Förderverein für Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege e.V.; 3,4: AGiS)
Die Jahrestagung der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen e.V. stand in diesem Jahr unter dem Thema „Archäologie an der Universität Leipzig“. Besonders begrüßt wurden die über 60 Tagungsteilnehmer vom Geschäftsführer der Leipziger Kulturstiftung Olaf Doehler in der Aula der Alten Nikolaischule, die uns von der Kulturstiftung dankenswerterweise als Veranstaltungsraum zur Verfügung gestellt wurde.
Die Rektorin der Universität Leipzig, Frau Professor Dr. med. Beate A. Schücking ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls ein Grußwort zu sprechen und auch auf die schwierige Situation der Archäologie an der Universität Leipzig einzugehen. Prof. Dr. Ulrich Veit skizzierte in seiner Rede kurz die Entwicklung der prähistorischen Archäologie an der Alma Mater Lipsiensis und gab der Hoffnung auf eine Kontinuität von Forschung und Lehre Ausdruck.
Besonders hervorgehoben sei auch die enge Zusammenarbeit mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO), das mit zwei Vorträgen im Programm vertreten war und von Prof. Dr. Matthias Hardt vorgestellt wurde, sowie mit dem Geographischen Institut, dessen geoarchäologische Forschungen namentlich von Dr. Christian Tinapp in enger Zusammenarbeit mit dem LfA betrieben werden.
Der weite Themenbogen im Vortragsblock spannte sich von bandkeramischen Siedlungen im Südraum Leipzigs über die Geschichte der Erforschung und die Topographie der Urbs Libzi bis hin zur Bedeutung der Červenischen Burgen in Ostpolen und gab vor allem jüngeren KollegInnen die Gelegenheit, ihre Bachelor-, Master- und Dissertationsprojekte zu präsentieren und damit alle Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.
Die Vorträge zeigten gerade in einer Zeit, in der die Archäologie an der Universität Leipzig in ihrer Existenz gefährdet ist, welchen wichtigen Beitrag der Studiengang „Archäologie der Alten Welt“ nicht nur für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, sondern auch für die archäologische Forschung im Freistaat Sachsen leistet. Dr. habil. Marcin Woloszyn schließlich setzte mit seinem Vortrag „Jenseits von Gnesen und Krakau. Die Bedeutung der Červenischen Burgen in Ostpolen für die Staatsbildung von Piasten und Rjurikiden“ einen spannenden Akzent außerhalb Sachsens. Auf ebenso positive Resonanz stießen die Führungen durch das Antikenmuseum und das Ägyptische Museum sowie durch die Räume der Professur für Ur- und Frühgeschichte der Universität Leipzig.
Wir danken herzlich der Kulturstiftung Leipzig, den Mitarbeitern der Professur für Ur- und Frühgeschichte, insbesondere Prof. Dr. Veit, den Museumsleitern sowie allen unseren Mitgliedern, die uns bei der Vorbereitung und Durchführung der Tagung geholfen haben, für ihre große Unterstützung. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere nächste Jahrestagung in Bautzen am 08. April 2017 ebenso erfolgreich durchführen können.
Die linkselbischen Täler zwischen Dresden und Meißen sind immer noch ein Geheimtipp, landschaftlich ebenso wie kulturhistorisch und archäologisch. Wer weiß schon, dass Constappel ein Stapelplatz an der Elbe war, und dass die im 19. Jahrhundert grundlegend modernisierte Kirche bis zur Reformation von Wallfahrern aufgesucht wurde?
Wer kennt schon die Ausstattungsdetails dieses Baus, die vom renaissancezeitlichen Taufstein bis zur neuromanischen Umgestaltung reicht, an der namhafte Professoren der Dresdner Kunstgewerbeschule beteiligt waren? Wer weiß, dass sich unter dem frisch renovierten Schloß von Weisstropp Keller des 14. Jahrhunderts verbergen, die auf einen mittelalterlichen Hof zurückgehen? Die zahlreichen Umbauphasen der Weistropper Kirche haben nicht einmal die Bauforscher bis ins letzte Detail auflösen können.
Wer an der Frühjahrswanderung am Samstag, dem 9.4.2016 teilgenommen hat, kehrte mit viel neuem Wissen um diese verborgenen Schätze und offenen Augen für versteckte Umgebindehäuser, Hohlwege und Turmhügel nach Hause zurück. Geweitet wurde unser Blick von Pfarrer Christian Bernhardt von der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St. Nikolai Weistropp-Constappel sowie insbesondere unserem Mitglied Dr. Andreas Christl, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landkreis Meißen, bei denen wir uns herzlich bedanken möchten.
Ebenso gilt unser Dank dem Eigentümer eines Umgebindehauses in Weistropp, der uns nach einem erfolgreichen „Überfall“ das Kulturdenkmal zugänglich gemacht hat.
Das spätwinterliche Wetter am 19. März nutzten wir gemeinsam mit den „Freunden des smac e.V.“ für einen Besuch der Sonderausstellung „Krieg – eine archäologische Spurensuche“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, wo wir unterhaltsam und fachkundig geführt wurden. Die umfangreiche und mit europaweiten Leihgaben ausgestattete Schau illustriert die Bandbreite organisierter Gruppengewalt vom Tierreich, über Stein- und Bronzezeit bis zum 30jährigen Krieg. Paläopathologie und Isotopenanalysen geben Einblicke zu Herkunft, Ernährungsweise und Todesursachen, und führen damit auch individuelles Leid plastisch vor Augen.
Zugleich wird die Entwicklung von Waffen und Verteidigungselementen im Verlauf der vorgeschichtlichen Epochen beleuchtet. Beim genauen Hinschauen offenbaren sich skurrile Geschichten, wie die der Doppelhaken-Büchse, die während des 30jährigen Krieges exklusiv der Erschießung feindlicher Kommandeure vorbehalten war. Für den ältesten überlieferten humanitären Akt zwischen Gruppen steht das finale Exponat: Der zwischen Ägyptern und Hethitern geschlossene Friedensvertrag von Kadesch regelte u.a. den Flüchtlingsaustausch und eine Bündnis-Vereinbarung und wurde im 13. Jahrhundert v.Chr. zweisprachig abgefasst. Zur Nachbereitung empfiehlt sich der XXL-Begleitband, der durchaus als Waffe taugen würde…
Im Anschluss gewährten uns in Großstolpen Dr. Harald Stäuble und Dr. Saskia Kretschmer Einblicke in die Indoor-Ausgrabung eines bandkeramischen Brunnens aus der Droßdorfer Siedlung, dessen Eichenhölzer im Jahr 5134 v.Chr. geschlagen wurden. Neben den im Brunnen gefundenen Alltagsgegenständen und Informationen zu Holzbearbeitungs-Techniken liegt ein Augenmerk auf biologischen Resten, die Aussagen zur Wirtschaftsweise ermöglichen. Die akribische Freilegung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass wir auch in einem späteren Präparations-Stadium einen Blick über den Brunnenrand werfen werden.
Und weil wir gerade so in Schwung waren, gab es als Zugabe noch einen Durchflug durch die Sonderausstellung „Dorfgeschichte(n) – Archäologie aus Breunsdorf, Großhermsdorf & Heuersdorf“ im Museum der Stadt Borna.
Wer immer schon wissen wollte, welchem Ort die „Röthaer Gruppe“ (slawische Keramik) ihren Namen verdankt, wurde auf unserer Exkursion am 12. März in das von Pleißeaue und Tagebauen geprägte Leipziger Südraum erhellt. Die perfekt mit Bildmaterial ausgestattete Dr. Susanne Baudisch brachte uns die wechselvolle Geschichte des einstigen Schlosses nahe und führte uns durch den Auenwald zu slawischen und frühdeutschen Burganlagen und Wüstungen. Eine Feldbegehung erbrachte hier vorwiegend Keramikscherben des 13./14. Jahrhunderts, aber auch einige Fragmente aus slawischer Zeit.
Schier überquellend vor Geschichtswissen begleiteten uns Helmut Hentschel und weitere Mitglieder des Fördervereins „Rötha. Gestern-Heute-Morgen.e.V.“, die sich thematisch virtuos die Bälle zuspielten und uns mit viel Engagement und Enthusiasmus die Highlights und (mehr oder weniger sichtbaren) Sehenswürdigkeiten des kleinen Ortes nahebrachten. Am Wegesrand fanden sich immer wieder kleine Überraschungen: ein fragmentarischer Taufstein, eine legendenumrankte Ziegelei-Ruine oder ein graphisch ansprechend umgesetztes Geschichts-Panorama nahe der Georgenkirche. Marienkirche und Georgenkirche beherbergen – neben romanischem Bauschmuck und spätgotischen Gewölben – gleich zwei Silbermann-Orgeln. Jene in der Marienkirche wird noch heute in Original-Intonierung bespielt und macht das Konzert damit zum klangarchäologischen Erlebnis.
Eine kleine Ausstellung in der Patronatsloge der Marienkirche widmet sich den Begebenheiten des Jahres 1813, als das Röthaer Schloss während der Völkerschlacht bei Leipzig als Hauptquartier der napoleonischen Gegner diente. Zum Finale breitete Herr Hentschel vor dem Altar der Marienkirche einen regionalgeschichtlichen Schatz aus: die großformatige Flurkarte der Gutsherrschaft Rötha von 1725 – ein würdigerer Platz hätte sich kaum finden können.
Nochmal ein herzlicher Dank an alle, die zu diesem schönen Tag beigetragen haben – auch an die Damen der Kirchgemeinde, die uns so gastfreundlich bewirteten. Erfreulich war der rege Zuspruch einheimischer Zuhörer, aber auch, dass Mitglieder unserer thüringischen Schwester-Gesellschaft die weite Reise auf sich genommen haben!
Am 27. Februar konnte man bei schönstem Sonnenschein gemeinsam mit Sven Kretzschmar (Landesamt für Archäologie) in und um Altranstädt auf den Spuren der Vergangenheit wandeln. In Wort und Bild wurden altbekannte und jüngst ergrabene jungsteinzeitliche bis spätmittelalterliche Fundstellen vorgestellt. Daneben erfuhr man auch Wissenswertes zur jüngeren Ortsgeschichte. Gelungener Abschluss war ein Rundgang durch das Altranstädter Schloss.
Am 19.02. konnten sich Mitglieder der AGiS und des Denkmalamtes der Stadt Leipzig über die Ergebnisse der Grabung „Katharinenstraße“ des Landesamtes für Archäologie informieren. Die Grabungsleiterin Petra Schug erläuterten die Baugeschichte der freigelegten Keller, insbesondere desjenigen des „Lotterhauses“, das der damalige Bürger- und Baumeister Hieronymus Lotter 1550 anstelle der abgerissenen Katharinenkapelle errichtete. Auf besonderes Interesse stießen die unerwarteten Hinweise auf einen kleinen, bislang unbekannten spätmittelalterlichen Friedhof, der wohl im Umfeld der Kapelle eingerichtet wurde.
Bei frühlingshaften Temperaturen tauchten wir am 25. März unter kundiger Führung von Dr. Susanne Baudisch (AGiS), Gabriele Kämpfner (Museum Borna) und Gert Schreiber (Geschichtsverein Borna) in die Bornaer Geschichte ein. Zum Auftakt umrundeten wir in der Wyhra-Aue die einstige Wasserburg „Jahnschloss“ (1294 castrum), auf die heute nur noch schwache Bodenerhebungen hinweisen. Dabei führte unser Weg auch durch die seit Alters zusammengehörenden Dörfer Wenigborna und Altstadt Borna auf der Hochterrasse nahe der Burg. Bis zur Reformation stand in Altstadt Borna eine Pfarrkirche: von dieser völlig verschwundenen Johanniskirche künden heute nur noch Flurnamen bzw. topografische Relikte wie der Johannisgraben oder der Johannisteich. Die städtische Keimzelle Bornas allerdings fand sich nördlich der Kunigundenkirche um den alten Färberplan (heute Königsplatz). Erst nach 1200 siedelten Handwerker und Kaufleute in den Bereich der planmäßig angelegten Stadt, die wir heute als historischen Stadtkern mit dem Marktplatz wahrnehmen. Die vereinte Kompetenz der Teilnehmer, die die Suche nach Verortung und Deutung historischer Plätze tatkräftig unterstützten, verlieh der Veranstaltung den Charakter eines Outdoor-Workshops: Immer wieder wurden Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen eingeflochten; Rekonstruktionen alter Verkehrswege oder mögliche Keimzellen der späteren Stadt diskutiert. Zwischen den Erkundungsgängen sammelte man sich im Museum der Stadt Borna, das im Reichstor untergebracht ist.
Neben der wunderbar improvisierten Verköstigung bestand hier die Möglichkeit, Kurzreferaten zu lauschen und Fundmaterial zu studieren. Der Stadtrundgang führte auch zu bedeutenden Profan- und Sakralbauten. Borna ist mit drei Kirchen gesegnet, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: die Kunigunden-Kirche – eine romanische Backsteinbasilika mit Wandmalereien des 15. Jahrhunderts, die spätgotische Hallenkirche St. Marien und die kleine Emmauskirche, deren Umzug vom abgebaggerten Heuersdorf nach Borna landesweit für Aufsehen sorgte. Die Fotodokumentation dieser logistischen Meisterleistung von Thomas Bergner kann in der St. Marien-Kirche bestaunt werden. Eindrucksvoll war auch der Klang der großen Glocke der Marienkirche, die nur zu wenigen Anlässen des Kirchenjahres erklingt, und die in unserem Beisein geläutet wurde.
An dieser Stelle möchten wir nochmals allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser schönen Veranstaltung beigetragen haben, unseren herzlichen Dank aussprechen – neben den oben Genannten sind dies weiterhin Prof. Dr. Gerhard Graf (Leipzig), Helmut Hentschel (Förderverein Rötha. Gestern. Heute. Morgen e.V.), Sup. Matthias Weissmann und Jürgen Schmidt (Kirchgemeinde Borna), Thomas Bergner und Jörg Fritsch (Museum Borna) sowie die guten Geister vom Geschichtsverein Borna e.V., die uns so gastfreundlich umsorgten!
Die Leipziger Volkszeitung berichtete über die Veranstaltung.