Rückblicke 2013
Eine Übersicht unserer vergangenen Aktivitäten
Eine Übersicht unserer vergangenen Aktivitäten
Wer alle Silberschatzfunde des 9.-12. Jahrhunderts im westslawischen Raum in einen Topf wirft, vergleicht Äpfel mit Birnen. In hoher regionaler und zeitlicher Auflösung dagegen zeichnen sich wechselnde Deponierungsschwerpunkte, Netzwerke und wirtschaftliche Austauschsysteme ab. Wo die sächsischen Hacksilberschatzfunde in die komplexen Verhältnisse des 10. und frühen 11. Jahrhunderts einzuordnen sind, erfuhren die etwa 35 Besucher unseres zweiten Adventsvortrags am 30.11.2013 im Hans-Nadler-Saal des Dresdner Residenzschlosses von PD Dr. Dariusz Adamczyk, Wissenschaftler am Deutschen Historischen Institut in Warschau.
Die hohe Zahl von Deponierungen im Bereich des Piasten-Reiches steht beispielsweise in gutem Einklang mit einem Bericht des jüdischen Händlers und Reisenden Ibrahim Ibn Jakub, aus dem die große Bedeutung arabischen Silbers im Tribut- und Gefolgschaftswesen hervorgeht. Im elbslawischen Raum des 10. Jahrhunderts dagegen scheint Silber zwar im Umlauf gewesen zu sein, wurde aber durch Einschmelzen gewissermaßen in die Münzwährung des ottonischen Reiches konvertiert. Sollte der Hacksilberfund von Cortnitz, der um 1020 zu datieren ist, also ausgerechnet dann in die Erde gekommen sein, als der Piastenkönig Bolesław I. die Lausitz unter seine Kontrolle brachte? Der Vortrag warf viele Fragen auf, die von den Besuchern im Anschluss lebhaft diskutiert wurden.
Am 25.10.2013 hatte die AGiS zu einer Führung über die aktuelle Ausgrabung im Liebenau’schen Vorwerk eingeladen. Grabungsleiter Andrzej Hoppel erläutert in über 1,5 Stunden ausführlich die laufenden Forschungen. Die kleine Gruppe erlaubte eine intensive Beschäftigung mit den Ergebnissen und eine rege Diskussion über die Befunde und Funde.
Das Bauvorhaben „Finanzamt Pirna“ macht umfangreiche archäologische Untersuchungen notwendig. Dabei werden sowohl die Sanierungsarbeiten an den noch bestehenden Gebäuden des Liebenau’schen Vorwerks archäologisch begleitet, als auch der Bereich des Neubaus, der unterkellert werden soll. Neben der intensiven Bauforschung sollen auch die archäologischen Arbeiten an diesem Standort klären, wie die Parzelle zu Zeiten des 30-jährigen Krieges oder sogar in den Zeiten davor bebaut bzw. genutzt wurde. Im Mittelpunkt der Forschungen stehen natürlich auch die Veränderungen der Bausubstanz unter dem Oberstleutnant Johann Siegmund von Liebenau, der als Amtshauptmann zu Pirna und erfolgreicher Verteidiger der Festung Sonnenstein gegen Schweden im Jahre 1639 bekannt geworden ist.
In den letzten Wochen seit Mitte August haben Archäologen die Fundamentreste der Scheune am Ostflügel des Vorwerks mit interessanten Einbauten sowie Teile eines beeindruckenden Rollsteinpflasters im Hof frei gelegt. Schon jetzt wurde die frühere Datierung der Vorwerksbebauung unmittelbar bestätigt, denn die Zerstörung und der Umbau nach 1640 lassen sich baugeschichtlich wie archäologisch gut nachweisen. Außerdem stießen die Archäologen sogar auf noch ältere Siedlungsschichten mit darin erhaltenen mittelalterlichen Funden aus der Frühgeschichte Pirnas, die weitere Fragestellungen aufwerfen.
Als Gemeinschaftsveranstaltung des Fördervereins für Heimat & Kultur in der Lommatzscher Pflege e.V., der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen e.V., des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. sowie des Landesamtes für Archäologie Sachsen hat die archäologisch-heimatkundliche Radtour durch die Lommatzscher Pflege in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattgefunden.
Diesmal „erradelten“ sich ca. 35 Teilnehmer unter der Führung von Dr. Andreas Christl, Dr. Michael Strobel und Dr. Thomas Westphalen das Triebischtal mit den vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Höhensiedlungen Hohe Eifer, Robschütz und Jockischberg. Besondere Höhepunkte bildeten die Kirchen von Miltitz, Heynitz und Burkhardswald sowie Schloß Heynitz.
Unser großer Dank gilt dem Vorstand der Kirchgemeinde Heynitz-Miltitz, Herrn Ulrich Glöckner sowie Dr. Eike von Watzdorf, Förderverein Schloß Heynitz e.V., deren Erläuterungen den Schlossrundgang bzw. die Kirchenführungen zu einem besonderen Erlebnis machten.
Die Kirche St. Nikolai zu Hohenlohe in Kitzen, heute nach Pegau eingemeindet, ist seit einigen Jahren ein Betätigungsfeld der Landesämter für Denkmalpflege und Archäologie. Nach jahrzehntelangem Stillstand hat sich jetzt der Förderverein der Kreuzkirche als Treuhänder der Stiftung Kulturdenkmal der bis vor kurzem herrenlosen Kirche angenommen. Sicherungsarbeiten an der Außenwand und im Kircheninnenraum machten denkmalpflegerische Arbeiten nötig, die neue und überraschende Erkenntnisse zu diesem außergewöhnlichen Bau ergaben.
Zusammen mit dem Landesamt für Archäologie, dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – Jugendbauhütten – fand am 28.09.2013 ein Workshop in der Kirche statt, den über 70 Interessierte aus dem ganzen Land mit großem Interesse verfolgten. Markus Cottin, Leiter der Domstiftsbibliothek und des Domstiftsarchiv Merseburg der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstiftes Zeitz beleuchtete die Geschichte der Kirche und des Ortes aus historischer Sicht. Antje J. Gornig, Mitarbeiterin im Projekt „Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486-1547)“, stellte in ihrem Vortrag die (kurze) Klostergeschichte Hohenlohes und diejenige des aus Hohenlohe hervorgegangenen Nonnenklosters „St. Georg“ zu Leipzig heraus. Nach einer dringend benötigten Aufwärm- und Mittagspause widmeten sich Torsten Remus, Diana Härtrich und Norbert Oelsner, Landesamt für Denkmalpflege, sowie Oliver Spitzner, Landesamt für Archäologie, der mittelalterlichen Baugeschichte der Kirche. Am Beispiel des romanischen Südportals stellte Birgit Mühler, freie Restauratorin, in einer sehr anschaulichen Präsentation die durch jahrzehntelange Vernachlässigung und durch schädliche Umwelteinflüsse der nahen Carbochemie-Fabrik resultierende Zerstörung mittelalterlicher Bausubstanz und die daraus resultierenden aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen vor. Beendet wurde die Veranstaltung mit einer 3D – Visualisierung, die Maria Rudolph in ihrem Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege beim Landesamt für Archäologie erarbeitete.
Der Einladung zur vierten Radtour durch die Großenhainer Pflege sind am 14.09.2013 etwa vierzig an Heimat und Archäologie Interessierte aller Altersstufen gefolgt. Die Route führte in diesem Jahr unter der Leitung von Dr. Thomas Westphalen und Dr. Michael Strobel sowie begleitet durch Sebastian Fischer (MdL) von Großenhain bis an die Elbe und damit durch gegensätzliche Landschaftsteile.
Wie ein roter Faden zogen sich die Brüche und Kontinuitäten in der Besiedlungs- und Nutzungsgeschichte durch den Tag: Während an der Elbe eine weitgehend bruchlose Besiedlung seit der späten Altsteinzeit nachgewiesen ist, klaffen einige Kilometer östlich des Flusses Lücken von oft mehreren Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden. Zur Besiedlungsgeschichte gehören schließlich auch Kirchen, Gutsgebäude und technische Denkmäler, die ebenso zahlreich am Weg lagen wie vielfältige Landschaftselemente, an denen die Radler den Wandel der Kulturlandschaft in den letzten Jahrhunderten ablesen konnten. Im Heimatmuseum von Nünchritz werden neben der vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Besiedlung auch diese Aspekte thematisiert.
Am 13. Juli führte uns die diesjährige Stadtwanderung nach Pirna. Die Leitung vor Ort übernahm Dr. Albrecht Sturm. Von der Innenstadt ging es zum Sonnenstein, wo Dr. Sturm den Teilnehmern die Baugeschichte der Festung erläuterte. Im Anschluss konnte die neue Ausstellung besucht werden. Weiterführende Informationen zu Pirna und zum Sonnenstein finden Sie in einem „Archaeonaut“ des Landesamtes für Archäologie.
Am 02. Juli 2013 folgten bei sommerlichen Temperaturen zahlreiche Besucher der Einladung des Landesamtes für Archäologie und der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen e.V. zur Führung auf der archäologischen Ausgrabung Quartier VII, 2 an der Schössergasse (ehemals Judengasse). Neben den archäologischen Befunden, u.a. den Grundmauern der ehemaligen Bebauung, konnten sich die rund 200 Besucher bei der Führung von Grabungsleiterin Susanne Schöne M.A. und Dr. Thomas Westphalen auch über die Arbeitsweise der Archäologen informieren.
Am 27. April 2013 lud die Archäologische Gesellschaft in Sachsen e.V. ihre Mitglieder zur ersten Jahreshauptversammlung mit Jahrestagung auf die Albrechtsburg nach Meißen ein. Nach dem Tagungsprogramm mit Vorträgen zu unterschiedlichen Themen am Vormittag wurde die Tagung mit einer Führung auf der Albrechtsburg beendet.
Pünktlich zur Jahreshauptversammlung konnte der Vorstand auch den ersten Flyer des Vereins sowie zwei Postkarten vorstellen.
Am 13. April 2013 nutzten zahlreiche Interessierte das frühlingshafte Wetter und besuchten den ersten Tag der offenen Tür auf der archäologischen Ausgrabung im ehemaligen Dominikanerkloster Freiberg. Auf dem Gelände der Prüferstraße finden seit dem Herbst des Jahres 2010 umfangreiche archäologische Grabungen statt.
Dr. Thomas Westphalen und die Grabungsleiterin Dr. Daniela Gräf informierten die Gäste über die neuen Grabungsabschnitte, bei denen Gebäudeteile der Klausur und der Kirche freigelegt wurden. Als besonders spektakulär erwies sich der vieleckige Chorabschluss der Klosterkirche mit zwei Strebepfeilern. Unter den Gästen befand sich auch Staatsminister Prof. Dr. Georg Unland, der mit Spannung die neuen Grabungen verfolgte und es sich nicht nehmen ließ, den Besuchern auch das Bauvorhaben vorzustellen.
Am 23. März lud Dr. Bernd Hofmann zur diesjährigen Frühjahrswanderung zum Thema Altstraßen und prähistorische Burgen oberhalb von Pillnitz ein. Diesem folgten 30 wetterfeste Wanderer, die bei eisigen Temperaturen und Sonnenschein verschiedene Stationen unter fachkundiger Führung erkundeten.
Bei einem Vorfrühlingsspaziergang über den Burgberg Zschaitz erläuterte unser Vorstandsmitglied Dr. Michael Strobel am 02.03.2013 ca. 40 Teilnehmern einer Exkursion der Volkshochschule Chemnitz sowie zahlreichen weiteren Interessierten die Bedeutung dieser vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Befestigung. Der Ort bietet immer wieder die Gelegenheit, zu demonstrieren, wie durch das beispielhafte Zusammenwirken vieler Akteure (Landwirtschaftsbetrieb, Eigentümer, Sächsische Landsiedlung GmbH Meißen, Landkreis Mittelsachsen, Gemeinde Zschaitz-Ottewig, Ortschronisten, Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e. V., Landesamt für Archäologie Sachsen) ein archäologisches Kulturdenkmal dauerhaft geschützt werden kann. Es lohnt sich, das Burgplateau im späten Frühjahr und Frühsommer wieder aufzusuchen, wenn sich in den aufgeblühten unterschiedlichen Trockenrasenansaaten auch Strukturelemente wie die Gräben im Bewuchs abzeichnen. Wildtiere haben die Ökopunktefläche der Sächsischen Landsiedlung GmbH längst angenommen.
Weitere Informationen zum Denkmal finden Sie im Heft „Der Burgberg Zschaitz in der Lommatzscher Pflege“ (Reihe Archaeonaut) des Landesamtes für Archäologie Sachsen.